Ingrid Hammer

Regisseurin, Dramaturgin, Schauspielerin,
SĂ€ngerin und Jodelvermittlerin

Ingrid Hammer kommt aus einer Familie, in der ein lĂ€ndlicher Zweig  –  die steirischen „Laufnitzdorfer SĂ€nger“ * – sich dem Jodeln verschrie- ben hatte. Nie wĂ€re sie auf den Gedanken gekommen, dass sie dem „hinterwĂ€ldlerischen“ Gesang ihrer Verwandten einmal verfallen könnte. Erst nach einer langen und abenteuerreichen Reise an verschiedene deutsche und Schweizer Stadt- und Staatstheater, nach drei eigenstĂ€ndig gegrĂŒndeten Theatern und auf dem Umweg ĂŒber die BeschĂ€ftigung mit „Welt“musik  (v. a. mit osteuropĂ€ischen Gesangs-techniken) war eine AnnĂ€herung an diese musikalischen Wurzeln möglich.
Die ersten Jodel-Saltos hat sie dennoch nicht im Kreis ihrer Verwandten gemacht, sondern mit der tuvinischen ObertonsÀngerin Sainkho Namtchilak, die an der Musikhochschule in Wien grund- legende Obertongesangs-Techniken mit dem Verweis auf die gesangstechnisch gesehene NÀhe zum Jodeln lehrt.

Vielleicht hat diese transkulturelle Jodelinitiation bewirkt, dass Ingrid Hammer sich weiterhin intensiv mit JodelgesĂ€ngen auch jenseits der europĂ€ischen Alpen beschĂ€ftigt. Der Blick ĂŒber den Tellerrand ist ihr wichtig geblieben. In ihren Kursen und Workshops vermittelt sie Grundlagen und Varianten des „globalen“ Jodelns. Anhand von Jodlern u.a. aus dem steirischen und oberösterreichischen Salz- kammergut, ZĂ€uerlis und Ruggusserlis aus dem Appenzell, JĂŒĂŒzen aus dem Muotatal, aber auch von Krimantschuli-GesĂ€ngen aus Georgien, Joiks aus dem ehemaligen Lappland und „Yellis“ (den GesĂ€ngen der Baka-People aus Zentralafrika), wird der universale Glottisschlag geĂŒbt.

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» Referenzen


* Über die Laufnitzdorfer SĂ€nger gibt es eine Diplomarbeit:

Monitzer, Barbara: „Singen in Tradition und Pflege am Beispiel steirischer SĂ€nger (Laufnitzdorfer SĂ€nger). Untersuchung von ÜberlieferungsvorgĂ€ngen, Singpraktiken und Variantenbildungen in unterschiedlichem soziokulturellen Umfeld.“ Diplomarbeit 1991


Ingrid Hammer ĂŒber ihren Verwandten Franz Zöhrer, den „Felber-Franz“, Mitglied der Laufnitzdorfer SĂ€nger, Forst-Hilfsarbeiter und Jodel-Dozent beim Steirischen Volksliedwerk und an der Musikhochschule in Wien

Ich hab ihn nur einmal getroffen, meinen jodelnden Verwandten:       2001 bei einem Jodelworkshop des Steirischen Volksliedwerks in Rottenmann in der Steiermark, zu dem er vom damaligen Leiter Hermann HÀrtel als Dozent geladen war und wo  er mir `In Hans und in Franz seinerŽ nahebrachte. (Der `Franz`, das war er selber, der Hans sein Neffe.)
Da hatte ich die Grundbegriffe des Jodelns schon von der tuvinischen ObertonsĂ€ngerin Sainkho Namtchilak gelernt. `Da FranzÂŽ war ja auch nur ein weitlĂ€ufiger Verwandter von mir, der Schwagersbruder meiner Großmutter mĂŒtterlicherseits.
Als Jugendliche, als ich noch rĂ€umlich nah an ihm dran war, hat mich Jodeln ĂŒberhaupt nicht interessiert und ich wollte mit dieser jodelnden Verwandtschaft nichts zu tun haben. Und dann hab ich ziemlich rasch das Weite gesucht, jedenfalls das, was ich mir unter „Weite“ vorgestellt hab.
Als ich dann – spĂ€t – mit Jodeln mein Leben bereichert hab und in die Weiten der Jodelklangwelten eintauchte, war ich ĂŒberrascht, als ich auf eine allgemeine Anfrage beim Steirischen Volksliedwerk bezĂŒglich steirischer Jodler erstmal die Noten von Jodlern des Franz Zöhrer zugeschickt bekommen hab. Denn dort gab es mit Herbert Krienzer und der Familie HĂ€rtel Fans vom Zöhrer Franz – Frau HĂ€rtel hat alle Jodler des Franz Zöhrer transkribiert und Hermann HĂ€rtel hat ihn zwei Jahrzehnte lang als Referent fĂŒr das Jodeln zu allen Seminaren und Workshops  mitgenommen. „Viele heute tĂ€tige Musiklehrerinnen und Lehrer bringen das Jodeln mit der Person Franz Zöhrer in Verbindung. Mit ihm wurde eine Renaissance des Jodelns in Österreich eingeleitet.“ (Hermann HĂ€rtel)
In den letzten Jahren wollte ich immer wieder mal hinfahren zum Zöhrer Franz und ihn bitten, fĂŒr mich und meine KursteilnehmerInnen seine Lieblingsjodler aufzusingen. HĂ€tt er sich gefreut, dass ich jodle? HĂ€tt ich mich getraut einzustimmen? Vielleicht eher nicht. Denn soviel hatte ich schon begriffen – neben einer Stimme mit dieser Lebens- erfahrung zu bestehen, wĂŒrde schwer sein.

Jetzt isses zu spĂ€t. Am 6. November 2012 ist Franz Zöhrer gestorben. Zum GlĂŒck haben andere ihm besser zugehört als ich. (I.H.)

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